Die Provenienzforschung, die den Bereich der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR (1945 bis 1990) betrifft, befindet sich in vielen Aspekten noch in den Anfängen.
Sie umfasst Themenfelder und Entzugskontexte wie die Enteignungen von Schloss- und GutsbesitzerInnen im Zuge der Bodenreform („Schlossbergungen“), Überweisungen von öffentlichen Institutionen und Organisationen, Ankäufe vom Staatlichen Kunsthandel und der Kunst und Antiquitäten GmbH, oder auch den Entzug von Eigentum im Zusammenhang mit der Flucht aus der DDR, sog. Republikflucht.
Neben den seit 2017 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Grundlagenprojekten werden einzelne, zum Teil langjährige Nachforschungen an verschiedenen sammlungsbewahrenden Institutionen, wie Museen, Bibliotheken und Archiven betrieben. Die Arbeitsgruppe „SBZ/DDR“ stellt eine gemeinsame, dem wissenschaftlichen Austausch gewidmete Plattform, die der Zusammenführung dieses „Inselwissens“ von Wissenschaftlern und ihren Schwerpunkten sowie von Institutionen dienen soll.
Die AG „SBZ/DDR“ besteht seit September 2020 und kommt regelmäßig zu Treffen zusammen. Die AG möchte im Rahmen des Arbeitskreises Provenienzforschung zu einer Verbesserung der Vernetzung unter den zu diesem Themenbereich arbeitenden ForscherInnen und Häusern beitragen. So soll die Möglichkeit geschaffen werden, fachbezogene Fragen zu den Entzugskontexten, zum Kunstmarkt und zur Erforschung der politischen Institutionen und ihre Machtausübung im Umgang mit Kulturgütern in der Zeit der SBZ und DDR zu diskutieren, sich auszutauschen und generell einen Überblick über die mit dem Thema verbundene Forschungslandschaft zu gewinnen.
Konkrete Themenfelder, drängende Forschungsdesiderate und sonstige Klärungsbedürfnisse, zum Beispiel zur Terminologisierung, Archivsituation, zu historischen Vorgängen und Strukturen, Checklistenerstellung, Methoden und Netzwerken beteiligter Behörden, Institutionen und Akteure, sowie der Geschichte der von staatlich betriebenen Kunst- und Kulturgutentziehungen Betroffenen, zur bereits vorhandenen oder noch fehlenden Infrastruktur, Datenschutzproblematik oder zu juristischen Fragen, sollen zusammengetragen werden.
Kontakt und Ansprechpartner: ag-ddrsbz@arbeitskreis-provenienzforschung.org
Matthias Deinert ■ Doris Kachel ■ Janine Kersten ■ Friederike Klose
Weiterführende Informationen:
Vernetzung über Verstrickungen. Die AG SBZ/DDR stellt sich vor – von Carolin Faude-Nagel, Christopher Jütte und Doris Kachel, veröffentlicht am 07.09.2021
Welchen Stellenwert hat Provenienzforschung zu Kulturgutverlusten in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR? Diskussionen, Literatur, Initiativen – von Mathias Deinert, Katja Lindenau, Carina Merseburger, Annette Müller-Spreitz und Alexander Sachse, in: transfer – Zeitschrift für Provenienzforschung und Sammlungsgeschichte / Journal for Provenance Research and the History of Collection 1 (2022), S. 110-121.