Die Frage nach der Herkunft von Instrumenten, Musikalien und Autographen hat bislang nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Nicht nur in der breiteren Öffentlichkeit, sondern auch in den Musiksammlungen und innerhalb der Forschungsfachkreise besteht ein geringes Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Provenienzen dieser Objekte zu überprüfen, die in der Zeit des Nationalsozialismus in enormem Umfang ihren rechtmäßigen Eigentümer*innen geraubt wurden.
Daher wurde auf Initiative von Musique et Spoliations die AG Musik gegründet, die diesem Missstand entgegenwirken und für die Wichtigkeit von Provenienzforschung zu Objekten der Musik sensibilisieren möchte. Zu diesen sind, neben Instrumenten und (handschriftlichen wie gedruckten) Noten, auch Bücher, Möbel (z.B. Notenständer) und Kunstobjekte (z.B. Porträts von Musikern) zu zählen. Die Stärkung des allgemeinen Bewusstseins für die Problematik wird langfristig – so hoffen wir – zu mehr Überprüfungen von Sammlungsbeständen und zu Projektinitiativen auf diesem Themenfeld führen. Dadurch werden sich sukzessive die zentralen Akteur*innen, Vertriebs- und Verwertungswege und Strukturen identifizieren lassen. Die AG Musik will hier ein Forum für den Forschungsaustausch und die Vernetzung bieten sowie eine bessere Zugänglichkeit zu digitalen Forschungsinfrastrukturen und deren strukturierten Auf- und Ausbau unterstützen. So muss z.B. ein präzises Vokabular zur Beschreibung der o.g. Objektkategorien entwickelt werden, das bisher fehlt, um eine standardisierte Erfassung und Recherche in Datenbanken zu ermöglichen.
Eine Besonderheit der Provenienzforschung zu Musikinstrumenten, die ansonsten derjenigen zu anderen kulturellen Objektgattungen strukturell weitgehend entspricht, ist die Notwendigkeit von handwerklichem Fachwissen, um beispielsweise Instrumente voneinander unterscheiden oder die Authentizität eines Instruments feststellen zu können. Daher ist der Kontakt zu Instrumentenbauer*innen essentiell. Hier möchte die AG Musik als Vermittlerin zwischen Provenienzforschenden und Expert*innen des Instrumentenbaus fungieren.
Der Schwerpunkt der AG-Arbeit liegt auf Musikobjekten, die in der Zeit des Nationalsozialismus geraubt wurden, doch sollen die anderen historischen Unrechtskontexte ebenso berücksichtigt werden.
Wir planen, uns etwa vierteljährlich zu treffen, um Forschungsergebnisse zu präsentieren, Fragen zu diskutieren und Möglichkeiten zu eruieren, wie sich die genannten Ziele verfolgen lassen.
Wir freuen uns über engagierte Mitstreiter*innen. Bei Interesse und Fragen wendet Euch bitte an: ag-musik@arbeitskreis-provenienzforschung.org